Praxis nach Corona

Im April 2020 berichteten die Gruppen des Netzwerk Buddhismus Bonn über ihren Umgang mit der Pandemie und der buddhistischen Praxis während Corona. Heute ist wieder so etwas wie Normalität eingekehrt und vielleicht ist es für den einen oder die andere interessant zu erfahren, wie die Praxis nach Corona sich weiter entwickelt…

San Bo Dojo / Kô Getsu An

Das torlose Tor ist in alle Richtungen offen

Während der Corona Pandemie hatten wir unsere Praxis zeitweise vollständig in ein virtuelles Dojo (Zoom) verlegt. Dies war eine Möglichkeit, die Gruppe zusammen zu halten und die beständige Praxis des Zazen fortzuführen. Natürlich gab es auch Menschen, die mit “digitalem Zazen” nichts anzufangen wussten und den Anschluss an die Sangha verloren haben. Für viele war es aber doch eine Option für die gemeinsame Übung. Anfang 2021 ergab sich dann die Möglichkeit, ein Haus in Hennef-Blankenbach, unweit von Bonn zu mieten, welches auch Raum für gemeinsame Zen Übung bietet. Dieser Vision von Johanna Ho Ka und Patrick Ho Kai folgend, entschied sich die Gruppe, noch mitten im Lockdown dazu, sich als Verein und Sangha an dem Projekt “Zen Haus Blankenbach” zu beteiligen. Nach einem Sesshin mit Christoph Rei Ho Hatlapa in 2021, wurde das Haus in “Einsiedelei klarer Mond” (Kô Getsu An) eingeweiht. Nach und nach etablierte sich die Zen Übung an diesem schönen Ort, hinter den sieben Bergen, inmitten von Feldern und Weiden. Heute, im 3. Sommer, finden dort regelmäßig Zen Tage, Sesshins, Zen und Bogenschiessen sowie Sensory Awareness Workshops statt.
Auch im San Bo Dojo in Bonn wurde die Zen Übung den Vorgaben entsprechend weitergeführt, mal mit Masken, Abstand, Personenbegrenzungen usw. Als sich die Corona Maßnahmen 2022 mehr und mehr lockerten, erhielten wir auch wieder Anfragen nach “Einführungen in Zazen”, welche wir lange Zeit nicht anbieten konnten. Erstaunlich viele junge Leute, zunächst vorwiegend Männer, fanden auf ihrer Suche nach Orientierung und spiritueller Praxis den Weg zu uns und viele sind bis heute geblieben. Dies ist deshalb erwähnenswert, da es bis dato immer mehr “ältere” Menschen (ab 40) waren, die sich dem Zen zugewandt haben und nur wenige davon sind über eine längere Zeit dabei geblieben. Dies ist sicherlich normal, doch in der Beharrlichkeit und Entschlossenheit dieser neuen und jungen Sucher*innen, zeigt sich etwas Neues. Die Praxis wird neu belebt und es macht Freude, den Weg weiter und weiter zu gehen…

SGI-D

Die Veranstaltungen der SGI-D finden wieder in Präsenz statt. Die Region NRW hat im März 2023 auch wieder einen Trainingskurs im Kulturzentrum der SGI-D – Villa Sachsen in Bingen – durchgeführt. Dieses war geprägt von großer, großer Freude, sich endlich live wiederzusehen. So wird es jetzt weiter gehen, sprich die Präsenztreffen werden wieder zunehmen.

PARAMITA BONN und ONLINE

in Bonn seit 2005, online seit 2020
Seit April 2023 kann man wieder ohne Anmeldung zu den Donnerstag Abend-Sitzungen im PARAMITA-Praxisraum in BN-Poppelsdorf kommen.
Es wird allerdings darum gebeten, nicht mit ungeklärten Infektionssymptomen an einer Gruppe teilzunehmen.
Die letzten Jahre konnte PARAMITA BONN vor allem Dank eines ausgiebigen Online-Programms und vieler Unterstützer überstehen. Dieses erreicht unterdessen im ganzen deutschen Sprachraum mehr Menschen mit regelmäßigen Meditations- und Buddhismus-Angeboten als sich vor Ort in Bonn dafür begeistern können.
So versenden wir Rundbriefe an zwei Email-Verteiler: einen monatlich erscheinenden für Veranstaltungen, Meditationssitzungen, Themen-Abende und Gastvorträge, die vor Ort in Bonn stattfinden (dieser erreicht über 200 Adressen) und einen Verteiler für die “PARAMITA-Online”-Sitzungen, zu denen 3 Morgen-Medtationen pro Woche gehören (dieser erreicht wöchentlich über 350 Empfänger).
Dabei werden alle Sitzungen, die an Donnerstag Abenden in Bonn stattfinden, auch online übertragen. Dank eines größeren Bildschirms im Praxisraum begegnen sich hier somit die Präsenz- und Online-Teilnehmer und können sich sehen, hören und austauschen.
Zu beiden Rundbriefen kann man sich unverbindlich und unkompliziert anmelden. Es gibt allerdings Teilnahme-Konditionen, die vielfältig sind und locker gehandhabt werden. Der Wunsch gemeinsam zu meditieren und sich mit buddhistischen Lehrinhalten zu beschäftigen sollte ganz im Vordergrund der Motivation und des Erlebens stehen.
Wir haben weiterhin keinen Verein gegründet und keine Institution geschaffen. Das bedeutet, dass PARAMITA BONN + ONLINE vor allem ein persönliches Angebot von uns als Unterrichtende ist. Dabei nehmen uns vielleicht die Bonner Teilnehmerinnen oder die lokalen Rundbrief-Empfänger evtl. vor allem als Dienstleister und Treffpunkt wahr, während die Online-Teilnehmerinnen wegen dem Stil und der Qualität der Meditations-Anleitungen und Vorträge dabei sind. Aber beides schließt ja einander nicht aus.
Weiterhin ist Yesche U. Regel vor allem für die Meditationsanleitungen und buddhistischen Themen zuständig, wir haben jedoch für dieses Jahr und darüber hinaus auch eine Reihe Gastlehrer*innen eingeladen, die uns entweder in Bonn besuchen oder online zugeschaltet werden.
Angelika Wild-Regel leitet weiterhin regelmäßig 8-wöchige Achtsamkeits-basierte Stressbewältigungs-Programme (MBSR) im Raum, nunmehr seit 21 Jahren in Bonn, und neben ihr wirken mit Anja Siebertz und Silke Bülte zwei weitere Achtsamkeits-Lehrerinnen regelmäßig in unserem Praxisraum in Poppelsdorf.
Das aktuelle Programm von PARAMITA BONN+ONLINE findet man immer auf www.paramita-online.de, dort vor allem im Kalender.
Über ein Kontaktformular kann man sich auch für Rundbriefe anmelden oder Fragen stellen.
Unser Programm für Achtsamkeitskurse findet man auf www.mbsrbonn.de .

“In den Sommermonaten bietet das PARAMITA BONN einmal monatlich eine Geh-Meditation durch den Botanischen Garten an.
Die Termine können erfragt werden. Termin zumeist donnerstags, 16:30 – 17:30 Uhr.”

Sangha Röttgen

Große Freude, – endlich wieder ein persönliches Treffen zum Sangha-Abend! Wir wagten sogar, uns bei der Begrüßung wieder zu umarmen. Vielen wurde dabei deutlich bewusst, wie sehr wir die Nähe von Mensch zu Mensch, die Berührung, vermisst hatten. Zugleich waren wir froh, dass wir zusammen geblieben sind, trotz Corona. Ziemlich bald hatten wir Zoom installiert, so dass wir uns alle zwei Wochen zumindest sehen und hören konnten. Es gab sogar einen kleinen Pluspunkt für alle, die einen weiten Anfahrtsweg hatten. Aber erst jetzt wird uns bewusst, dass Zoom ein notwendiger, aber ziemlich magerer Ersatz gewesen ist.
Jetzt freuen wir uns auf unsere lebendigen Sangha-Abende, – wenn alle kommen, sind wir zehn. Bewährt hat sich zu Anfang ein kurzes „Blitzlicht“ im Kreis, „wie geht es mir“, – ohne Diskussion. Neu ist danach eine Runde Qi Gong, weil einer von uns sich als Qi Gong –Lehrer und eine andere als langjährig Qi Gong- Erfahrene outeten.
Wir sitzen zwei Runden, danach das Herz-Sutra in deutscher Sprache, dann ein besonderer Text, über den wir nach einer kleinen Teezeremonie sprechen können.
Mit einem tibetischen Segensspruch verabschieden wir uns , alle in dem Bemühen und in der Hoffnung, den Weg der Achtsamkeit zu gehen und vielleicht noch in diesem Leben einmal an das andere Ufer zu gelangen.

Barbelies Wiegmann, Mai 2023

Samadhi Meditationszentrum

Unser Samadhi Meditationszentrum eröffnet allen Mitgliedern und Interessierten die Möglichkeit, wieder in Präsenz gemeinsam zu meditieren und die Gemeinschaft zu vertiefen. Darüber hinaus gibt es ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm. Diejenigen, die keine Chance haben, regelmäßig zum Zentrum zu kommen, haben die Möglichkeit, via Zoom online teilzunehmen.

Wir merken wieder Normalität, dass jeder ohne Anmeldung, aber frei kommen kann. Diese Gelegenheit ist bedeutsam, zweifellos miteinander freundlich zu sein. In der Gesellschaft gibt es zahlreiche Gründe für Unsicherheit. Dadurch vergessen Menschen es leicht im gegenwärtigen Moment freundlich zu sein. In jedem Treffen praktizieren wir, unsere Verbundenheit zu erleben und unsere Ursprüngliche Güte zum Vorschein zu bringen.

B. Samiddhi


Buddhistische Praxis nach der Coronazeit

Ich gehöre ja keiner Gruppe im Netzwerk Buddhismus Bonn an, sondern dem Netzwerk als Einzelmitglied.
Im Grunde hat sich weder durch noch nach Corona an meiner Praxis etwas geändert: Ich sitze nicht täglich, aber mehrmals wöchentlich abends 20 Minuten und praktiziere Achtsamkeitsmeditation (eine Mischung aus Zazen und Vipassana).
Aber es hat sich meine Beziehung zu DBU intensiviert:

Durch eine Greenfaith-Online-Veranstaltung lernte ich Tsunma Koncho Jinpa Chodron kennen, eine Nonne in der tibetischen Tradition, die am Bodensee wohnt und den DBU-AK Interreligiöser Dialog mitleitet. Sie lud mich in den AK ein. Bisher habe ich an zwei oder drei Online-Treffen teilgenommen. Derzeit gibt es eine Gesprächsreihe zu innterbuddhistischen Themen wie Karma, Wiedergeburt usw., damit wir uns mit unseren unterschiedlichen Zugängen zu diesen Themen besser kennenlernen und schauen, wie wir interreligiös auf Fragen zu diesen Themen antworten.

Ich bin ja DBU-Einzelmitglied. Zwei der Einzelmitgliedersprecher, Werner Heidenreich in Köln und Edward Crooks in München bieten online Gesprächstermine an. So nehme ich seit einigen Monaten zweimal im Monat sonntags, 17.30-19.30 Uhr am Einzelmitgliederstammtisch von Edward Crooks teil. Wir sind dabei von zu zweit bis zu fünft aus verschiedenen Gegenden Deutschlands und Österreichs und verschiedenen buddhistischen Anbindungen und Orientierungen und reden über „Buddha und die Welt“.
Und neulich am 15.4. nahm ich im Namen der DBU an einem Iftar (muslimisches Fastenbrechen im Ramadan) der Muslimischen Hochschulgemeinde Düsseldorf, dem „International Dinner“ teil. Das war einfach ein netter Abend mit einem Bühnenprogramm zum Thema Fasten und dann einem leckeren Essen.

Michael A. Schmiedel, im Zug zwischen Hamm und Köln, 16.05.2023

Tara Bonn

Die Bonner Tara-Gruppe (tibetische Tradition nach Silvia Wetzel), welche von Birgit Kocher mit angeleitet wird, trifft sich schon länger wieder in Präsenz und praktiziert, wann immer das Wetter es erlaubt, 1x monatlich im Garten einer Teilnehmerin. Die wurde als einzige verbleibene Möglichkeit während des größten Teils der “Corona-Zeit” begonnen. Es gibt dabei Ablenkungen – aber auch das Gefühl tiefer Verbundenheit mit allen Wesen. An den anderen Terminen trifft sich die Gruppe in Räumen in der Bonner Altstadt und für die, die die Anreise nicht schaffen, wird die Teilnahme weiterhin hybrid ermöglicht.

Haus Siddharta – Sangha fängt im Herzen an

War da was mit „Unbeständigkeit“?
20 lange Jahre gab das Haus Siddharta in der Denglerstraße – ein kleines Zentrum, in dem Meditationsgruppen und viele weitere Kurse stattfinden konnten. Paul Köppler und Agnes Häberle Köppler stellten dafür das Erdgeschoss ihres Hauses zu Verfügung. Sie boten liebevolle Anleitungen an, organisierten Achtsamkeitstage und Sommerfeste und gaben Gastgruppen einen Platz. In den weiten, hellen Räumen und dem bunten Garten haben viele Menschen eine kleine Oase gefunden. Und immer dienstags gab es die Treffen der von Paul Köppler geleitete Sangha: Eine offene Gruppe ohne feste Anmeldungen. Viele von uns waren über lange Jahre dabei, viele einige Zeit, viele auch nur mal für einen Abend. Ein zuverlässiger Ankerpunkt im Wandel des Lebens….
….dann kam 2020
….und mitten im Schock der plötzlichen Krise und der eigenen Verunsicherung waren wir jeder allein zu Hause. Aber glücklicherweise nur für ganz kurze Zeit – dann hatten wir, auf Initiative von einem langjährigen Teilnehmer, unser erstes Onlinetreffen. Zuerst über Web-Ex, später trafen wir uns über Zoom. Wir alle erinnern uns: Ja, das war gut, diese Möglichkeit zu haben, aber ein wirklicher Ersatz war es auf Dauer nicht. So experimentierten wir – Treffen im Garten mit Hygienekonzept, zwischendurch wieder in den Räumen mit Hygienekonzept, dann immer wieder auch Zeiten mit Online-Angeboten. Wir gaben uns viel Mühe, uns gut miteinander abzustimmen und soweit irgendwie möglich, für alle da zu sein. So haben wir die Angebote immer wieder angepasst. Konflikte kamen vor, aber eher selten, da wir uns Mühe gaben, unsere unterschiedlichen Bedürfnisse und Ängste anzuerkennen und zu berücksichtigen. Ansteckungen in unseren Kursen gab es – dank der Rücksichtnahme und Vorsicht aller Beteiligten – keine.

…und neben und nach Corona
…holte uns auch die Unbeständigkeit des Lebens ein. Agnes und Paul benötigten das Erdgeschoss nun dringend als Wohnraum, Paul konnte aufgrund von gesundheitlichen Schwierigkeiten einige Zeit unsere Sangha nicht mehr leiten. So fanden wir heraus, dass wir etwas alle glücklicherweise schon etwas gelernt hatten und übten als Gruppe weiter – viele Menschen, die über lange Zeit in der Gruppe waren, beteiligten sich an der Gestaltung der Übungsabende.

…das (aktuelle) Happy End:
Damit wir unsere Übungsabende an den Dienstagen weiterführen können, bot uns Olaf Pachten an, seine nur wenige Meter entfernten Praxisräume zu nutzen. Nun ist also unser Haus Siddharta seit dem Herbst in der Praxis für Osteopathie, Kronprinzenstr. 86, 53173 Bonn-Bad Godesberg, zu finden. Es sind freundlich gestaltete, ruhige Räume die uns einladen, in die Stille zu kommen. Paul geht es nun wieder gesundheitlich so gut, dass er die meisten Abende leitet – Vertretung und Unterstützung aus der Gruppe finden sich bei Bedarf immer.
….was wir lernen mussten:
Ob in der Denglerstrasse, der Kronprinzenstraße, Online, mit oder ohne unseren vertrauten Lehrer – wenn wir uns im Herzen das gemeinsame Üben in der Sangha wünschen, dann finden wir auch die Möglichkeit.