Kleiner Aufruf zur Besinnung

Ein Beitrag von Paul Köppler

Ja, es ist Zeit aufzustehen.
Wir sollten es nicht länger dulden, dass geistig Blinde wieder die Macht ergreifen. Ich weiß, das
Schädliche zu erkennen ist schwierig. Angesichts der Krisen der Menschheit findet es großen Beifall
die „Schuld“ den demokratisch gewählten Regierungen zu geben. Immer mehr Menschen glauben
den Parolen, dass unsere große Errungenschaft eines freien Journalismus eine Lügenpresse ist, dass
es den Klimawandel nicht gibt und dass Flüchtlinge und Emigranten uns Deutschland wegnehmen.
Wir wollen kein altes nationales Denken und ein Zurück zu autoritären Systemen, denn es führt
letztlich und immer wieder zur Unterdrückung der Freiheit, schafft neue Kriege und Zerstörung.
Mehr als ein halbes Jahrhundert hatten viele gehofft, dass die Entfaltung eines friedlichen
Zusammenlebens der Staaten, Respektierung der Ländergrenzen und die Entfaltung eines höheren
Bewusstseins in uns Menschen möglich ist und vielfach auch schon entstanden sei. Nun sehen wir,
dass überall Kräfte und Bewegungen der Verblendung stark werden, die unsere liberale Demokratie
bedrohen. Wir sollten es nicht hinnehmen, dass Werte der Aufklärung und Menschenrechte, sowie
Wege der Verhandlung und Versöhnung als sinnlos und naiv dargestellt werden.

Wachen wir auf und praktizieren wir, neben der Meditation und Kontemplation, mehr Achtsamkeit
für Wege zum äußeren, beständigen Frieden.

Wir sollten uns besinnen und an Menschen wie Martin Luther King, Nelson Mandela und Thich Nhat
Hanh, um nur drei zu nennen, orientieren. Wir müssen aufstehen und ein Zeichen setzen, dass wir
immer noch (hoffentlich) die Mehrheit sind. Wir müssen unsere liebevolle aber starke Stimme
erheben, indem wir demonstrieren und aufklären, wo es geht.

Jeder einzelne Mensch, den wir für den Weg der Bewusstwerdung gewinnen, ist wichtig. Jeder, der
versteht, dass Regierungen keine Wunder vollbringen können und aufhört alles zu verurteilen und
stattdessen beginnt, das eigene Potenzial zu entwickeln und in die Gemeinschaft zu bringen, ist ein
Gewinn. Diejenigen, die auch echten Frieden und gute Bedingungen wünschen, sollten wir für den
mühsamen Weg des eigenen Denkens und Bewusstwerdens gewinnen. Diejenigen, denen es nur um
Macht, Einfluss und Egoismus geht, sollten wir an ihrer Sprache und ihrem Handeln erkennen und
nicht mehr wählen.

Sich der eigenen Vernunft zu bedienen, Demokratie zu leben, Freiheit zu geben, tolerant zu sein und
zugleich Grenzen zu setzen, das ist nicht so einfach. Es ist oft ein anstrengender Prozess, doch der
einzige Weg zu einem dauerhaften Frieden. Ja auch wir „Vernünftigen“ müssen einsehen, dass wir
nicht alles besser wissen, müssen uns mit unseren Schwächen befassen, müssen angesichts der
neuen Herausforderungen flexibel sein und nach neuen Lösungen suchen, die nicht immer angenehm
sein können.

Ja, es ist genug und wir dürfen nicht länger schweigend zusehen, wie unser Ringen um Wahrheit und
Gerechtigkeit als dumme Schwäche und Versagen dargestellt wird. Versuchen wir unser eigenes
Denken, Reden und Handeln frei von Hass und Gier zu machen und in diesem Geist aufzustehen, um
gemeinsam das Wunder des Lebens zu schützen und für friedliche Prozesse in Familien und
Gemeinschaften zu sorgen.

Thich Nhat Hanh sagte: „Wenn wir weiterhin so leben wie im Augenblick, welche Welt hinterlassen wir
eigentlich unseren Kindern? Hinterlassen wir überhaupt eine Welt für sie?“

Ein Gedicht:

Ein Schnellzug namens Krise

Ich glaube nicht, dass wir
aus dem Schnellzug namens Krise
noch aussteigen können.
Früher, als wir noch wenige waren,
hätten wir die Reise noch stoppen können
nun haben wir eine Grenze überschritten.
Keiner kann den Zug mehr bremsen,
er ist zu schnell geworden.
Einige sitzen gemütlich in der ersten Klasse,
schön warm und mit Unterhaltung,
viele stehen eng gedrängt,
hungern oder bringen sich gegenseitig um
für einen schönen Sitzplatz.
Aber die Katastrophen mehren sich,
Waggons brechen auseinander,
werden überflutet, brennen, explodieren.
Das hält den Zug nicht auf,
denn ständig entstehen neue
und rasen auf den gleichen Abgrund zu.
Wenige gibt es,
die steigen nicht ein,
doch das wird sie und die andern
auch nicht retten.
Es müssten schon ganz viele sein,
nein noch viel mehr,
die auf die ganze Bequemlichkeit verzichten
und wieder mühsam und friedlich
zu Fuß durch Wälder gehen
und unter Bäumen schlafen.
Diejenigen die in Zukunft überleben,
werden wieder von vorn beginnen müssen.
Die größten Reiche sind vergangen,
auch diese überdehnte Welt wird enden.
Es war nicht anders zu erwarten,
denn noch immer wachen wir nur auf,
wenn der Wahnsinn zu mächtig
und das Leiden zu übergroß wird.
Warum steigen wir nicht früher aus?