Gedanken an den Krieg – Von Michael A. Schmiedel

Ein Auszug aus dem Interreligiösen Newsletter vom 13.03.3022

…Trotz all dieser (anderen) Kriege, auch in Europa, waren wir geschockt, als am 24. Februar 2022 – für mich ein Datum, das eigentlich mit dem Geburtstag meines Patenkindes glücklich belegt ist – die Armee der Russischen Föderation die Ukraine angriff. Plötzlich fühlen wir den Krieg sehr nahe, weniger als 1000 km von unseren Wohnzimmern entfernt, wie ich es manches Mal formuliert las. Ja, es mag wohl die geringe Entfernung sein, die uns diesen Krieg gefährlicher erscheinen lässt als zum Beispiel der in Syrien. Und er Umstand, dass eine Atommacht daran beteiligt ist, die jedes Land, das die Ukraine unterstützt, mit einem Atomschlag bedroht. Deutlich wurde: Der Kalte Krieg war gar nicht vorbei, sondern schwelte immer wie ein Moorfeuer unter der Grasnarbe. Wladimir Putin lebt nach wie vor in der alten Zeit vor Gorbatschow. Oder in der noch älteren von Zarin Katharina der Großen und Zar Alexander III., deren erste, übrigens eine Deutsche, Russland erobernd vergrößerte und deren zweiter einen Geheimdienst erfand, der das russische Volk ausspionierte. Im Fernsehen kommen auch immer wieder Zitate von Putin die zeigen, dass wir es längst hätten wissen können, wie dieser Knallkopp tickt.

Wie nun damit umgehen?       

Ich lese viel, höre viel, rede viel, schreibe viel. Ich versuche, den richtigen Weg, die richtige Meinung, das richtige Verhalten zu finden.

Das 2002, kurz vor dem Irakkrieg gestartete Schweigen für Frieden und Gerechtigkeit, das seit dem monatlich 15 Minuten auf dem Münsterplatz stattfindet und Passant*innen einlädt, sich zu beteiligen, hatte jetzt im März ca. 50 Teilnehmende. Normalerweise sind es 5-15, jeden ersten Dienstag im Monat, 17.30-17.45 Uhr. Einer hatte eine ukrainische Flagge dabei.

Schweigen für Frieden und Gerechtigkeit auf dem Bonner Münsterplatz am 01.03.2022.

Letzten Sonntag sprachen wir auch im Stammtisch der Einzelmitglieder der Deutschen Buddhistischen Union, einem Online-Gesprächskreis, über diesen Krieg. Mit einem Teilnehmer, der auch russische Nachrichten sieht, begann beinahe ein Streit über die Rolle der NATO. Ein anderer Teilnehmer, Alexander, sagte sehr weise, wir wüssten doch beide nicht, was tatsächlich vor sich gehe, denn keiner von uns sei vor Ort und beide verließen wir uns auf Medien. Sehr richtig! Es ist meines Erachtens dabei aber auch eine Frage, welchen Medien man vertraut und welchen nicht. Einig waren wir uns jedenfalls darin, dass Friedfertigkeit die optimale Wahl ist. Ob und ab wann und in welchem Maße eine bewaffnete Verteidigung gerechtfertigt sei, darin waren wir unterschiedlicher Meinung. Dass man sich auch beim Verteidigen schuldig mache, wenn man einen Menschen tötet, darin waren wir uns wieder einig. Man sieht, die Diskussion, die in den christlichen Kirchen geführt wird, treibt auch Buddhist*innen um.

Ukrainische und nordrhein-westfälische Flagge auf Halbmast am 11.03.2022 vor dem Siegburger Finanzamt.

Dr. Michael A. Schmiedel schreibt Informationen und Reflexionen zum interreligiösen Dialog in Bonn und Umgebung.

Den vollständigen Text findet Ihr unter: http://interreligioeser-rundbrief.blogspot.com