Fragen an die Sangha “Ohne Rang und Namen”

Im Februar 2021 haben wir zuletzt eine unserer Gruppen des Netzwerks Buddhismus Bonn vorgestellt. Zeit für Michael A. Schmiedel, mal wieder ein Interview zu führen. Hier stellt er die Sangha ohne Rang und Namen vor, eine Gruppe in der Tradition des Rinzai Zen, die sich an Genjo Marinello Osho und dessen Rinzai Zen Tempel in Seattle orientiert. Doch lest selbst…

Seit wann gibt es Eure Gruppe?

In der Konstellation in der wir praktizieren gibt es uns erst ein paar Jahre. Wir sind sehr unterschiedliche Menschen und kommen aus unterschiedlichen Richtungen und buddhistischen Schwerpunkten. Was uns vereint ist die Nähe zu Genjo Marinello Roshi, dem Abt des Rinzai-Tempels in Seattle, den wir kennenlernen durften und der uns mit seinen Worten und seiner liebevollen Art zusammenführt. Er ermutigt uns in unserer Praxis und schafft einen Rahmen, auf den wir uns einlassen können.

Was bedeutet der Name?

Den Namen haben wir aus vorherigen Zeiten übernommen und fühlen uns ihm dennoch weiterhin verbunden. Wir waren uns seiner historischen Bedeutung nicht bewusst, mochten aber sehr wie er die Qualität unseres Miteinanderseins verdeutlicht. Jeder ist Teil und bringt sich in seinen Möglichkeiten ein, ohne sich am anderen messen zu müssen oder sich auf einen Anteil zu reduzieren und festzulegen. Erst im Nachhinein ist uns aufgegangen, dass wir damit in unseren Namen den höchsten Anspruch Meister Rinzais aufgenommen haben: „Die wahre Person ohne Rang und Namen“

Wie praktiziert Ihr?

Wir treffen uns einmal im Monat vor Ort oder virtuell, tauschen uns aus und beginnen mit formalen Elementen auf der Grundlage des Rinzai- Zen. Wir rezitieren die Sutren, machen Verbeugungen und sitzen in Zazen. Dazwischen ist Zeit für Gehmeditation oder je nach äußeren Bedingungen Streck- und Dehnübungen. Danach hören wir gemeinsam einen Podcast von Genjo, lassen seine Worte auf uns wirken und tauschen uns dann über Mondo (Lehrer-SchülerInnengespräch) mit Genjo via Zoom aus. Gelegentlich finden wir Raum für Kreisgespräche, in denen wir uns bemühen zugewandt und von Herzen zuzuhören und zu sprechen. Viel kommt dabei in Bewegung und Verbundenheit kann entstehen.

Was ist Buddhismus für Euch?

Buddhismus gibt uns eine Ausrichtung, die uns zeigt, was möglich ist. Wir werden ermutigt, genauer hinzuschauen und uns mit allen Sinnen auf das Leben einzulassen. Wir lernen Anregungen, Praktiken und Hilfestellungen kennen, die uns dabei unterstützen. Wir lernen Fragen zu stellen und auf die Weisheit von Körper und Geist zu vertrauen. Dabei sind wir nicht alleine. Manchmal gelingt es uns so Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten des Lebens klarer zu erkennen und zu verstehen. Manchmal lösen sich Verstrickungen und es eröffnen sich neue Möglichkeiten und Perspektiven. Manchmal spüren wir ganz deutlich die wechselseitige Verbundenheit in dieser Welt und erleben uns als lebendiger Teil eines Ganzen. In diesen Momenten können wir den Herausforderungen des Lebens mit mehr Offenheit und Mitgefühl begegnen. Wir üben uns darin, das Leben in seiner Fülle und Vielfalt zu umarmen.

Was ist das Leben für Euch?

Leben heißt in Kontakt gehen, immer wieder mit allen Sinnen. Und reagieren, mitschwingen, in Resonanz gehen, möglichst offen und unvoreingenommen. Leben bedeutet im Fluss sein und sich dem mit Leichtigkeit hingeben.

Infos: www.ohne-rang-und-namen.de

Vom 25.01. bis 30.01.2022 findet erneut ein Zen-Sesshin mit Genjo Marinello Roshi im Waldhaus am Laacher See statt. Weitere Infos dazu unter: www.buddhismus-im-westen.de/programm-2022