Fragen an den Godesberger Meditationskreis

In unregelmäßigen Abständen interviewen wir einzelne Gruppen des Netzwerk Buddhismus Bonn, um die Vielfalt der buddhistischen Praxis abzubilden. Michael A. Schmiedel hat mit Sabine von Klösterlein über den Godesberger Meditationskreis gesprochen.

1. Seit wann gibt es Euren Meditationskreis?
In dieser Form gibt es unsere Meditationsgruppe seit Juli 2016, zuvor waren wir allerdings teilweise schon mindestens 15 Jahre im Godesberger Theravada-Tempel (srilankische Tradition), um dort bei den Mönchen Unterricht zu nehmen. Als der Tempel sich auflöste, haben wir die jetzige Gruppe gebildet.

2. Was bedeutet der Name?
(selbsterklärend)

3. Wie praktiziert Ihr?
Der Raum ist gedämpft beleuchtet, mit Blumen, Kerzen und Buddha-Figur dekoriert.
Zum „Anwärmen“ gibt es eine kleine allgemeine Gesprächsrunde. Als Einleitung zur Meditation rezitieren wir „Vandana“, „Tisarana“ und „Panca Sila“. Es folgen 30 Minuten Sitzmeditation, anschließend eine kurze Metta-Meditation nach Ansage. Nach der Meditation haben wir oft verschiedene buddhistische Texte gelesen und/oder über buddhistische Themen diskutiert, zum Beispiel: 4 edle Wahrheiten, 8-facher Pfad, 5 Silas, Achtsamkeit, Karma, 3 Daseinsmerkmale (Anatta, Anicca, Dukkha), 5 Skandhas (5 Aggregates), Lebensrad, bedingtes Entstehen (Paticcasamuppada), 5 Hindernisse (Nivaranas) etc.

4. Was ist Buddhismus für Euch?
Buddhismus im Alltag bedeutet für uns Achtsamkeit, Gelassenheit und Wertschätzung in allen Bereichen, und durch die Meditation zu tieferer Klarheit und Einsicht zu gelangen.
Ein Buddhist möchte kein Leid erzeugen, weder für sich noch für andere. Er übt sich daher in der Entwicklung von Mitgefühl für sich selbst und für andere, sei es in Gedanken oder in Handlungen.
Uns eint natürlich der Kerngedanke der buddhistischen Lehre, die „Vier edlen Wahrheiten“, und der daraus folgende wichtigste Teil, der „Achtfache Pfad“. Es ist nicht einfach diesem Pfad zu folgen und die einzelnen Stationen umzusetzen, denn diese müssen von jedem einzelnen selbst in eigener Verantwortung gemeistert werden. Wir versuchen aber im Laufe des Tages achtsam zu bleiben und uns stets bewusst zu sein, wie wir denken, reden, handeln und fühlen. Die „Fünf Silas“ sind uns dabei eine gute Orientierungshilfe. In Buddhas Schriften erkennen wir einfache, praktische und in hohem Maße realistische Beobachtungen und Einsichten. Es geht bei ihnen ausschließlich um das Hier und Jetzt. Weder nutzt uns der Blick zurück, noch in die Zukunft, Buddhas Lehre ist auf den Augenblick gerichtet. Und da hat jeder von uns die gleichen Chancen.

5. Was ist das Leben für Euch?
Wir unterscheiden uns von anderen Lebewesen in erster Linie darin, dass wir unserem Leben einen Sinn verleihen können. Wir haben als Menschen die große Fähigkeit zu denken, zu beurteilen, zu unterscheiden zwischen gut und schlecht, nützlichem und schädlichem Handeln. Wir haben viele Arten von Gefühlen und können zwischen Glücklich- und Zufriedensein und Unzufriedenheit und Leiden wählen. Die buddhistischen Lehren bieten reichlich Hinweise darauf, wie wir unser Leben führen können. Wir wollen die kostbare Gelegenheit, die wir haben, um an uns zu arbeiten und anderen zu helfen, nicht vergeuden. Wir bemühen uns, warmherzige und liebevolle Gefühle weiterhin zu entwickeln und Ärger, Frustration, Nervosität und Ungeduld nach Möglichkeit zu vermeiden.

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